Auf vielen Websites von Therapeut:innen findet man lange Listen von Aus- und Weiterbildungen, Methoden, Zertifizierungen und Spezialisierungen. Alles hat seine Berechtigung – natürlich sollen Paare wissen, dass sie fachlich gut aufgehoben sind.
Paartherapie ist kein geschützter Begriff. Rein rechtlich darf sich in Deutschland jede Person „Paartherapeut“ oder „Paarberater“ nennen und entsprechende Dienstleistungen anbieten. Für Paare, die Unterstützung suchen, ist das auf den ersten Blick verwirrend – und birgt das Risiko, an jemanden zu geraten, der zwar gute Absichten hat, aber nicht über die notwendige fachliche Grundlage verfügt. Denn wirksame Paartherapie setzt mehr voraus als Empathie und persönliche Erfahrung.
Qualifizierte Paartherapeut*innen bringen in der Regel drei wesentliche Bausteine mit: eine fundierte Grundausbildung in Psychologie, Beratung oder Therapie, spezifische Weiterbildungen in anerkannten paartherapeutischen Verfahren (z. B. EFT nach Sue Johnson, das Developmental Model nach Bader & Pearson oder systemische Paartherapie) sowie supervisorische Begleitung und Selbsterfahrung, um die eigene Haltung, das methodische Vorgehen und den professionellen Rahmen zu sichern. Ergänzend kommt oft ein tiefes Verständnis für Beziehungsdynamiken, Bindungstheorie, Kommunikation und Emotionsregulation hinzu.
Gerade weil die Berufsbezeichnung nicht geschützt ist, lohnt es sich für Paare, genau hinzuschauen: Welche Qualifikationen bringt der oder die Anbieter*in mit? Wie arbeitet diese Person? Und entsteht im Erstgespräch das Gefühl von Kompetenz, Sicherheit und echter professioneller Präsenz? Diese Fragen sind zentral – nicht nur für den Behandlungserfolg, sondern auch für das Vertrauen, das therapeutische Prozesse tragen muss.
Die wichtigste Variable für den Erfolg einer Therapie ist nicht die Methode, sondern die Beziehung zwischen Therapeut und Klient:innen. Das ist zwar auch Bauchgefühl, aber ebenso durch jahrzehntelange Forschung gut belegt: Die therapeutische Allianz – also wie sicher, gesehen und verstanden sich Klient:innen fühlen – sagt den Therapieerfolg klarer vorher als jede Technik, jedes Tool und jede Interventionsschule.
Und gerade in der Paartherapie, wo zwei Menschen mit unterschiedlichen Erwartungen, Verletzungen und Ängsten im Raum sitzen, braucht es nicht nur eine, sondern gleich zwei tragfähige Beziehungen – plus die gemeinsame Allianz als Paar.
Deshalb steht bei mir der Mensch im Mittelpunkt, nicht das Zertifikat. Und deshalb setze auch ich mich hier einmal in den Mittelpunkt. Möglichst schonungslos und klar.
Vom Unternehmensberater zum Paartherapeuten
Bevor ich Paartherapeut wurde, habe ich viele Jahre in der Unternehmensberatung gearbeitet. Ich musste verkaufen. Neue Projekte, Folgeprojekte, größere Umfänge, mehr Beratung. In dieser Zeit habe ich komplexe Veränderungsprozesse begleitet und mit ganz unterschiedlichen Fachbereichen, Hierarchiestufen und Rollen gearbeitet. Ein zentraler Bestandteil meiner Arbeit bestand darin, Beziehungs- und Kommunikationsdynamiken zwischen Menschen und organisatorischen Einheiten zu verstehen, zu moderieren und konstruktiv zu gestalten.
Ich war regelmäßig in Situationen, in denen unterschiedliche Interessen, Sichtweisen und Bedürfnisse aufeinandertrafen. Meine Aufgabe war es, Anforderungen sichtbar zu machen, gemeinsame Ziele herauszuarbeiten und einen Rahmen herzustellen, in dem Zusammenarbeit möglich wurde. Das erfordert analytische Klarheit, strukturiertes Vorgehen und die Fähigkeit, zwischen mehreren Perspektiven gleichzeitig zu vermitteln, ohne eine davon zu bevorzugen. Und wie entscheidend gelungene Beziehungsgestaltung ist. Erkenntnisse, die sich direkt auf die Arbeit mit Paaren übertragen lassen.
Eigene Erfahrungen mit klassischer Paartherapie
Ein weiterer, ganz entscheidender Einfluss war meine eigene Geschichte. In meiner früheren 20-jährigen Beziehung habe ich selbst Paartherapie erlebt – auf der Klientenseite, mehrfach. Ich kenne das Gefühl, mit offenen Fragen in einen Raum zu gehen, hoffend, dass dort Orientierung entsteht. Ich weiß, wie frustrierend es sein kann, wenn Sitzungen aneinanderreihen, ohne dass sich spürbar etwas verändert.
Die damals klassische, langfristig angelegte Form hat uns nicht geholfen. Stattdessen erlebten wir einen Prozess, der sich in vielen kleinen Sitzungen über lange Zeit erstreckte, ohne dass wir das Gefühl hatten, wirklich voranzukommen. Ich sage das nicht, um andere Ansätze zu bewerten – sie funktionieren für viele Paare sehr gut. Aber für mich – und für uns als Paar damals – war es nicht hilfreich. Diese Erfahrung begleitet mich bis heute. Sie erinnert mich daran, wie wertvoll Klarheit, Tempo, Struktur und ein sicherer, zielgerichteter Rahmen sind, gerade wenn eine Beziehung wackelt. Diese Erlebnisse prägen bis heute meine Haltung als Therapeut.
Deshalb wähle ich einen kurzzeitintensiven Ansatz
Ich möchte nicht, dass Paare das Gefühl haben:
- „Wir müssen dauerhaft kommen, sonst geht es nicht voran.“
- „Wir zahlen Woche für Woche, ohne echte Schritte zu spüren.“
- „Vielleicht bleiben wir hier nur hängen, weil der Therapeut uns behalten will.“
Das ist das Gegenteil dessen, was Paartherapie leisten soll. Die Therapie ist ein sicherer Ort, kein Geschäftsmodell, das Paare an sich bindet. Meine heutige Arbeitsweise ist bewusst kurzzeitintensiv. Sie steht in Anlehnung an Eric Hegmann und damit im Einklang mit Forschungsergebnissen von John & Julie Gottman und anderen, die zeigen:
- Ein intensiver Start führt zu deutlich besseren Ergebnissen als lange Reihen kurzer Wochentermine.
- Paare können innerhalb eines Tagesworkshops oder mehrstündigen Blocks wesentlich tiefer eintauchen, fühlen, verstehen und verändern.
- Danach reichen oft weit auseinanderliegende Impulssitzungen, um das Erarbeitete zu stabilisieren.
Kurz gesagt: Ich möchte Paare stärken, nicht binden. Ihnen Werkzeuge geben, nicht Abhängigkeit. Und ihnen ermöglichen, so früh wie möglich wieder selbstwirksam zu werden. Meine intensive Arbeit soll euch so schnell wie möglich in die Lage versetzen,
- euch selbst zu verstehen,
- euren Mustern auf die Spur zu kommen,
- miteinander ins Fühlen und Reden zu kommen,
- und eigenverantwortlich an eurer Beziehung weiterzuarbeiten.
Und ja: Ich begleite Paare gern weiter, wenn sie später noch Impulse brauchen. Aber nie als Dauerauftrag. Nie in einer Form, die Abhängigkeit schafft. Sondern als dosierte Unterstützung, wenn sie hilfreich ist.
Worauf es am Ende wirklich ankommt
Ich bringe meine Methoden, meine Ausbildungen und meine Erfahrung ein – aber der Kern meiner Arbeit ist etwas anderes:
- echte Präsenz
- Klarheit ohne Härte
- Wärme ohne Beschönigung
- Humor, wo er entlastet
- ein sicherer Raum für zwei Perspektiven
- und eine Beziehung, die euch trägt, statt euch zu lenken
Wirksam wird Paartherapie nicht durch Technik, sondern durch Beziehung. Und vielleicht ist das der tiefste Grund, warum ich heute in der Paartherapie angekommen bin: Sie verbindet alles, was mir im Beruf und im Leben wichtig ist.